35 neue Einrichtungen sollen bis 2006 entstehen: Kritik an zu wenig Personal und beengten Räumlichkeiten
Von Christa Beckmann und Marianne Rittner
Schüler der Möwensee-Grundschule in Wedding werden auch nachmittags betreut
Foto: Thonke
Das Projekt ist ehrgeizig. Unter dem Titel "Berlin macht ganztags Schule" will Bildungssenator Klaus Böger (SPD) bis zum Jahr 2006 weitere 35 Grundschulen mit verpflichtendem Unterricht bis 16 Uhr einrichten. Doch das Projekt "Ganztagsschule" wird nach Ansicht von Kritikern eher halbherzig umgesetzt. Zu wenig Platz und Personal, so fürchtet der Landeselternausschuss, könnten die Schulen für Eltern eher abschreckend als anziehend machen.
Dabei stehen die Berliner einem Schulangebot bis zum Nachmittag durchaus positiv gegenüber. In einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Berliner Morgenpost sprachen sich 58 Prozent der Befragten dafür aus, alle Grundschulen zu Ganztagsschulen auszubauen. Im Ostteil der Stadt liegt die Zustimmung sogar bei 68 Prozent.
Angesichts des Pisa-Debakels hat auch die Bundesregierung gehandelt. Bis zum Jahr 2007 stellt sie vier Milliarden Euro für den Ausbau der Ganztagsschulen in Deutschland bereit. Berlin bekommt davon 147 Millionen. Zehn Prozent dieser Summe muss jedes Bundesland noch oben drauf legen.
Allein in diesem Jahr stehen Berlin 37 Millionen Euro aus dem Bundestopf zur Verfügung, von denen allerdings nur etwa 36,3 Millionen ausgeschöpft wurden. Während Tempelhof-Schöneberg und Neukölln jeweils mehr als sechs Millionen Euro beantragt haben, begnügte sich Treptow-Köpenick mit 564 000 Euro. "Das Engagement der Bezirke in dieser Frage ist offenbar unterschiedlich groß", mahnte denn auch der Bildungssenator.
Zurzeit bieten 29 Grundschulen - inklusive der Europaschulen bereits verpflichtenden Unterricht kombiniert mit Freizeit von 8-16 Uhr an (gebundene Ganztagsschule). Hinzu kommen noch elf Grundschulen, die schon seit Jahren ganztags unterrichten. Vom neuen Schuljahr an starten 13 weitere Grundschulen mit gebundenem Ganztagsbetrieb.
Allerdings ist nicht jeder Bezirk nach Wunsch bedacht worden. Gebundene Grundschulen seien vorrangig für Problemkieze reserviert, sagt Christine Würger von der Senatsbildungsverwaltung. "Daher können wir nicht alle Wünsche erfüllen." Die anderen Grundschulen sollen aber für den offenen Ganztagsbetrieb umgebaut werden. Dort gibt es ein freiwilliges, aber kostenpflichtiges Betreuungsangebot für die Schüler am Nachmittag.
Einige der Schulen, bei denen der gebundene Betrieb morgen startet, müssen sich allerdings vorerst mit Provisorien behelfen. An der Neumark-Grundschule in Schöneberg sind die Freizeiträume noch im Bau, und für die drei ersten Klassen ist vorerst ein Unterrichtsraum als Hilfs-Mensa hergerichtet.
Mit 30 Prozent der Schulen, die heute schon offenen Ganztagsbetrieb bieten, sieht sich Bildungssenator Klaus Böger "unter den Stadtstaaten ganz weit vorn". Der Landeselternausschuss kann diese Euphorie nicht teilen. "Leider wird mehr auf Quantität als auf Qualität gesetzt", kritisiert Ausschussvorsitzender André Schindler. Das Raumprogramm sei viel zu knapp bemessen, ebenso wie das Personal. Für den offenen Ganztagsbetrieb sieht das Senatskonzept einen zusätzlichen Raum pro Klassenzug vor, für Schulen mit gebundenem Betrieb gerade mal zwei. "Wenn die Kinder den ganzen Tag in der Schule sind, brauchen sie auch Ruhe- und Toberäume, ebenso wie Freizeitzimmer", sagt Schindler. Auch die 270 Lehrerstellen, die der Senat für die Freizeitbetreuung der Kinder in Erzieherstellen umwandeln will, reichten nicht, fürchtet der Vorsitzende.
Für den Elternvertreter wäre deshalb weniger mehr gewesen: "Man hätte das Geld des Bundes gezielt einsetzen sollen, um die 35 gebundenen Ganztagsgrundschulen optimal auszustatten und nicht, um an möglichst vielen Schulen Ganztagsbetrieb einzurichten."
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Ab dem Schuljahr 2010/2011 wird an der Neumark-Grundschule auch die offene Betreuung im Ganztagsbereich angeboten!
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10783 Berlin
Gebundene Ganztagsschule in Kooperation mit dem PFH
Pestalozzi-Fröbel-Haus
Im Zentrum unserer pädagogischen Arbeit steht das Kind.
Wir beziehen die Eltern in die Bildungsprozesse Ihrer Kinder ein. Anregende Räume und Materialien bieten Ihrem Kind Möglichkeiten der Selbstbildung.
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