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  Neumark-Grundschule-Berlin
  Grundschule im Kiez
 
 
Prävention als Sisyphusarbeit
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 19. 04. 04
 
Zwischen Drogen und Prostitution: Henry Maiwald kümmert sich um den Schöneberger Norden Von Tanja Laninger Den Schöneberger Norden im Blick: Hauptkommissar Henry Maiwald ist seit 1997 im Kiez als Präventionsbeauftragter unterwegs Foto: Bartelsen Als Henry Maiwald mit 19 Jahren zum ersten Mal über die Potsdamer Straße läuft, kreischen ihm die Prostituierten hinterher. Mit hochrotem Kopf und tritt der uniformierte "Zehlendorfer Junge" seine erste Nachtschicht an. Das ist mehr als zwanzig Jahre her. Heute treibt Maiwald nichts mehr die Schamesröte ins Gesicht, schon gar nicht im Schöneberger Norden. Seit 1997 dreht er dort als Präventionsbeauftragter seine Runden, spricht mit Anwohnern, Gewerbetreibenden, kleinen und großen Kriminellen. Maiwald geht hin, hört zu, hakt nach - und gibt immer eine Rückmeldung. "Die Menschen im Kiez müssen sich ernst genommen fühlen. Dann lösen wir kleine Sorgen, bevor sie sich zu großen Problemen auswachsen", sagt der Polizeihauptkommissar. Früher habe man oft mit den Schultern gezuckt. Heute gibt es die Präventiv-Polizei. Die tauscht sich mit der Verwaltung und Politik aus. Das Netzwerk funktioniert, Beispiel jugendliche Intensivtäter: Ein gebürtiger Türke hat Maiwald angesprochen, weil er seine Spielsucht besiegen will. Jetzt suchen die Stadträtinnen Elisabeth Ziemer (Grüne) und Angelika Schöttler (SPD) nach einer Lösung, etwa eine Therapie im Umland. Der "Aussteiger" könnte zum Vorbild für Mehrfachtäter im Kiez werden. Doch die Politik der kleinen Schritte verläuft manchmal im Kreis. So steht an der "Potse" längst keine Prostituierte mehr - dafür dreißig Meter weiter an der Frobenstraße. Henry Maiwald sucht die Drogen- und Prostituierten-Meile wöchentlich auf. Zur Mittagszeit hat das horizontale Gewerbe Hochkonjunktur. Autos mit Kindersitz auf der Rückbank fahren dann im Schritttempo durch die Straßen. Maiwald besteigt ein Parkdeck. Fünf Kondome kleben auf dem Boden zwischen Klopapier. "Das ist verhältnismäßig sauber, hier wird jetzt öfter gekehrt", sagt er. Ein Kiez will attraktiver werden - Sisyphusarbeit. Inzwischen stehen Maiwald drei Kollegen zur Seite. In ihrem Abschnitt zwischen Wittenbergplatz, Bülow-, Haupt- und Mansteinstraße wohnen 60 000 Menschen. Der Ausländeranteil liegt bei 28,2 Prozent - an der Neumark-Grundschule sind mehr als 90 Prozent der Kinder nicht deutscher Herkunft. Arbeitslosigkeit, Frust und Verwahrlosung hinterlassen ihre Spuren. Kaputte Fahrräder und Einkaufswagen säumen die Straßen. Früher monatelang. Heute greift Maiwald zum Hörer, und Lidl, Aldi und Co. holen ihre Wagen ab. Schwieriger ist es mit den Jugendlichen. Kürzlich haben Migrantenkinder Geschäftsleute an der Maaßenstraße bedroht. Der Schuster, die Friseurin und die Eckkneipe an der Steinmetzstraße sind täglich Pöbeleien ausgesetzt, das Café Posithiv verlagert bereits seinen Standort. "Strafrechtlich ist ein akustischer Tritt ins Gesicht nicht zu greifen", sagt Maiwald, "aber die Menschen bekommen Angst." Richtern, die Jugenddelikte verharmlosen, mangele es schlicht an Kiezkenntnis. "Sie sollten mal vorbeikommen", sagt Maiwald. Es muss nicht nachts sein und auch nicht in Uniform.
 
 
 
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