Kinderreporter Viktor 12,
hat die Neumark Grundschule besucht

 

Lernen funktioniert viel besser, wenn man sich gegenseitig unterstützt

Steinmetzstraße … eine kleine Seitenstraße zwischen den Yorkbrücken und der Potsdamer Straße. Die Autos dürfen nach 20 Metern nicht mehr weiterfahren. Hier stehen Bäume und Bänke. So sieht es vor dem Eingang zur Neumark-Grundschule in Schöneberg aus. Aber es wird noch besser: Der Schulhof ist richtig cool. Das ist kein stinknormaler Hof, sondern ein richtiger Spielplatz mit einer Sandlandschaft, aus der Hügel hervorragen zum Versteckenspielen, einer Kletterspinne, einem Kletterbaum, und demnächst soll noch eine wasserlandschaft hinzukommen. Auf dem Hof verteilt stehen ein Meter hohe Giraffen, die die Schüler im Kunstunterricht aus Baumstämmen hergestellt haben. Außerdem haben sie eine große Mosaikwand selbst gestaltet. Lehrer geben sich hier anscheinend Mühe. Vielleicht liegt es auch an den vielen kreativen Arbeiten, dass die Atmosphäre eine ganz andere als zum Beispiel auf meiner alten Grundschule ist. Die Stimmung ist total freundlich und entspannt und überhaupt nicht aggressiv oder gereizt.

 

Wenn man um halb vier den Hof eintritt, tummeln sich auch jetzt noch Kinder aus 16 Nationen fröhlich auf dem Gelände, da die Schule auch nachmittags Betreuung anbietet. Die meisten sind Araber und Türken, aber auch aus Albanien, Ägypten und aus vielen anderen Ländern kommen die Kinder. Insgesamt sind 98 Prozent der Schüler Ausländer. Wegen ihrer unterschiedlichen Herkunft sind sie oft gezwungen, miteinander Deutsch zu reden. Ein Albaner kann sich ja mit einem Türken schlecht auf Albanisch verständigen. Natürlich bekommen ausländische Kinder auch noch extra Hilfe, das Deutsch als Zweitsprache ist ein wichtiges unterrrichtsfach. Außerdem werden die Kinder auch in anderen Schulfächern immer wieder bei der deutschen Aussprache oder Formulierung korrigiert. Das führt dazu, dass die Kinder sich schon früh wirklich gut ausdrücken können, oft besser als ihre Eltern.

 

Dabei gibt es keinen Zwang, auf dem Schulhof Deutsch reden zu müssen. Aber wenn Schüler sich doch zu oft in ihrer Heimatsprache unterhalten, dann kommt ein Erzieher dazu und fragt, ob sie ihn das Gespräch auf Deutsch wiederholen könnten. So werden die Schüler sanft in die Richtung geschupst, Deutsch zu sprechen, sagt Herr Schröder, der Direktor. Auch die 20 Erzieher sind unterschiedlicher Herkunft. Das hilft natürlich nicht nur sprachliche Probleme zu lösen. Ein Schüler aus der sechsten Klasse sagt, dass die Erzieher wichtige Ansprechpartner für ihn sind, da er ihnen viel erzählen kann und sie auch immer zuhören.

 

Entsprechend ist das Motto der Schule:

„Das heißt, dass Unterschiede akzeptiert und nicht alle gleichgemacht werden. Trotzdem kommt man miteinander aus und lernt noch vom anderen.

 

Um das Gemeinschaftsgefühl lebendig zu erhalten, werden übers Jahr verteilt verschiedene größere und kleinere Feste gefeiert. Am Ende des Schuljahres gib es ein Tanzfest, bei dem zuerst jede Klasse einzeln und dann alle Klassen zusammen einstudierte Tänze aufführen. Am Ende wird gemeinsam Fußball gespielt: Lehrer gegen Schüler. „Beim Abschied gibt es oft Tränen, wenn Schüler auf eine weiterführende Schule gehen oder Lehrer die Schule Verlassen“ gesteht der Direktor. Sie Scheinen ihre Schule zu mögen, Lehrer und Schüler.

 

Einmal in der Woche findet das Unterrichtsfach „Soziale Lernstunde“ statt. Hier werden Probleme, die die Schüler untereinander haben, besprochen und versucht zu lösen.

Ganz wichtig ist dabei natürlich, wie man ohne Gewalt auskommt. Diese sozialen Lernstunden werden von dem Klassenlehrer mit den Schülern zusammen vorbereitet.

 

Über die Klassenregeln dürfen die Schüler ein paar Mal im Jahr ihre Meinung schriftlich abgeben. Die Auswertung erfolgt anonym.

 

Das Schulgelände umfasst einen Bereich zum Unterrichten und einen anderen für die Nachmittagsbetreuung der Schüler. Hier gibt es verschiedene Freizeiträume: zum Beispiel einen Kletterraum mit Kletterwand, eine Computerecke und einen Bauraum, in dem es riesige Bausteine gibt. Außerdem kann man mit einem Erzieher Hausaufgaben machen und in der Cafeteria zu Mittag essen. Diese Schule zeigt, dass das Zusammenleben verschiedener Nationen und Religionen etwas Tolles sein kann, wenn man es nur richtig anpackt.

 

 

 
 

März 2007