NUR ZUM VERGLEICHEN MIT UNSER SCHULPROGRAMM
Schulprogramm
Deutsch-Türkische-Europaschule
Aziz-Nesin-
Grundschule
gemeinsam erarbeitet
2004 - 2006
Leitbild der Aziz-Nesin-Grundschule
Deutsch Türkische Europaschule
GRUNDSÄTZE
HANDLUNGEN
ZIELE
Das Kind steht im Zentrum
An unserer Schule lernen und leben die Kinder in den
beiden Sprachen
Deutsch und Türkisch. Im schulischen Leben spiegelt sich die Wertschätzung
beider Kulturen im Umgang
aller Beteiligten
miteinander.
Im Geist von Aziz Nesin
werden Erziehung zur
Demokratie, Achtung der
Anderen, Unterstützung der Schwachen, Wahrnehmung der Interessen der Kinder in unserer Schule bewusst gefördert.
Unsere Eltern sind in das Schulleben integriert. Sie
arbeiten aktiv und kreativ mit.
Die Verzahnung des
Unterrichts- und
Erziehungsbereiches
ist integraler Bestandteil
des Schulkonzeptes. In
Jahrgangsteams arbeiten
LehrerInnen und ErzieherInnen eng zusammen.
Wir tragen unsere
zweisprachige und
interkulturelle Konzeption
in die Öffentlichkeit. Damit schaffen wir beispielhaft eine Möglichkeit die Festlegung
eines Menschen auf eine
monokulturelle Identität
aufzubrechen.
Wir erziehen zu
sozialem Handeln um das
Gemeinsame zu stärken und das Unterschiedliche zu
achten.
Wir gehen
tolerant und friedfertig
miteinander um.
Der Unterricht findet in
deutscher und türkischer Sprache statt.
Der Spracherwerb erfolgt in kleinen Lerngruppen:
Muttersprache und
Partnersprache in
Deutsch und Türkisch
werden in Teilungsgruppen unterrichtet.
Wir vermitteln unseren
Schülerinnen und Schülern fachliche, methodische, kommunikative und soziale Kompetenzen.
Wir setzen die neuen
Informationstechnologien integrativ im Unterricht ein.
Wir pflegen Partnerschaften mit Schulen in der Türkei
und ermöglichen den Austausch von SchülerInnen und
LehrerInnen. Wir knüpfen
überdies internationale Kontakte im Rahmen von
Comeniusprojekten.
Die Eltern bereichern das Schulleben mit ihren
vielfältigen Ressourcen.
Wir gehen respektvoll
miteinander um, schauen
mit kritischem Blick
auf die Welt und hinterfragen vorgegebene Werte und
Normen.
Ein wichtiges Prinzip des
Zusammenlebens in unserer Schule ist es eine Annäherung an gemeinsame Normen und Wertvorstellungen zu
erreichen.
In unserem schulischen
Alltagsleben definieren wir uns nicht über die ethnische
Zugehörigkeit sondern
begegnen uns als Individuen
in einem Interkulturellen
Zusammensein.
Die Kinder unserer Schule
können in deutscher und
türkischer Sprache
kommunizieren, sich
Unterrichtsinhalte in beiden Sprachen erschließen
und diese bearbeiten.
Grundlage von Unterricht
und Erziehung sind die für
Kinder bedeutsamen Inhalte
durch die sie sich die Welt
aneignen. Dabei lernen sie
mit selbst bestimmten,
vielfältigen Methoden.
Teams arbeiten eng
zusammen und erweitern
ihre Kompetenzen in ständiger kollegiumsinterner Fortbildung.
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Aziz-Nesin-Grundschule
Inhaltsverzeichnis
1 Leitbild ....................................................................................................................2
2 Präambel ................................................................................................................4
3 Rahmenbedingungen der Aziz-Nesin-Grundschule ..............................................5
4 Bestandsanalyse ....................................................................................................8
5 Arbeitsschwerpunkte:............................................................................................12
5.1 Zweisprachige Erziehung .........................................................................12
5.2 Interkulturelle Erziehung und Europäische Dimension .............................13
5.3 Lebenskunde in der Aziz-Nesin-Grundschule ..........................................14
5.4 Türkischsprachiger Schwerpunkt im Sach- und Fachunterricht ...............15
5.5 Europaschule als gebundene Ganztagsschule ........................................17
5.6 Zusammenarbeit und Schulklima .............................................................19
5.7 Erweiterung der Lesekompetenz ..............................................................21
5.8 Förderkonzepte .........................................................................................23
5.9 Projekte .....................................................................................................25
5.10 Eltern an der Aziz-Nesin-Grundschule .....................................................26
5.11 Internationale Schulpartnerschaften .........................................................27
5.12 Schule als Ausbildungsort ........................................................................29
5.13 Öffentlichkeitsarbeit ..................................................................................31
6 Personalentwicklung/ Fortbildung ........................................................................32
7 Ausblick ................................................................................................................33
Impressum ...........................................................................................................35
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Aziz-Nesin-Grundschule
2 Präambel
Im Zentrum unseres schulischen Lebens und Lernens steht das Kind.
Aziz Nesin, der berühmte türkische Schriftsteller, nach dem wir unsere Schule benannt haben, gibt uns seine pädagogischen Prinzipien mit auf den Weg:
„Ich will, dass meine Kinder zu konstruktiven und schöpferischen Menschen
erzogen werden, die mit kritischem Blick auf die Welt, die Menschen und die
Ereignisse schauen.“ *
Die wesentliche Voraussetzung um dieses Ziel zu erreichen ist, dass die Kinder so ak-zeptiert werden, wie sie sind. Für die Schülerinnen und Schüler türkischer Herkunft be-deutet das, dass sie an unserer Schule ihre Zweisprachigkeit leben und weiterentwickeln können. Die Kinder deutscher Herkunft sind neugierig auf die andere Sprache. Sie sind stolz darauf Türkisch zu lernen und entdecken durch die Begegnung mit Themen aus der Geschichte und Geographie, der Literatur, Musik und Kunst der Türkei eine neue Welt.
Alle Kinder fühlen sich aufgehoben und erleben das Lernen in Deutsch und Türkisch als Bereicherung. Sie können ihre Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit entfalten und stabilisie-ren. Wie Aziz Nesin es wünscht, ist es so unseren Kindern möglich, “Liebe zu sich selbst zu empfinden und in Selbstachtung heranzuwachsen“.
LehrerInnen, ErzieherInnen und Eltern arbeiten eng zusammen. Immer wieder setzen wir uns mit den verschiedenen Normen und Wertvorstellungen auseinander, die in unserer Schule aufeinandertreffen. Nur gegenseitige Wertschätzung macht es möglich, uns ein-ander so anzunähern, dass alle ihren Platz finden.
Wir sind uns dessen bewusst, dass eine Welt im Wandel immer neue Anforderungen an schulisches Lernen stellt. Dies bedeutet für die Schule, dass sie die Auswahl der Unter-richtsstoffe, die Methoden ihrer Vermittlung, aber auch das schulische Leben insgesamt immer wieder überprüft und verbessert.
Mit unserer interkulturellen Konzeption schaffen wir es, die Festlegungen auf eine mono-kulturelle Identität aufzubrechen. Durch verschiedene Projekte, Feste, kulturelle Aktivitä-ten, durch Klassenfahrten in die Türkei und durch verschiedene Schulpartnerschaften erleben die Kinder eine sprachliche und kulturelle Vielfalt. Sie begegnen täglich ihren LehrerInnen und ErzieherInnen in ihrer Verschiedenartigkeit als kulturelle MittlerInnen. Das Andere bleibt nicht mehr fremd, sondern wird vertraut.
Natürlich leben wir nicht im Paradies. All das, was wir anstreben, muss täglich erarbeitet und öfter auch erstritten werden. Bei der gemeinsamen Entwicklung des Schulpro-gramms ist dem Kollegium zusammen mit den Eltern deutlich geworden, was wir wäh-rend des zehnjährigen Bestehens unserer Schule schon erreicht haben, was wir aber auch verbessern und verändern wollen.
Dazu dient dieses von uns allen erarbeitete Schulprogramm.
* Aziz Nesin hat seine pädagogischen Prinzipien in seinem Werk „Korkudan Korkmak“ (Die Angst vor der Angst“) für die Kinder seiner Waisenhaus-Stiftung in Catalca bei Istanbul aufgeschrieben. Seite 4 von 35
Aziz-Nesin-Grundschule
3 Rahmenbedingungen der Aziz-Nesin-Grundschule
3.1 Entstehung unserer Schule
Die Aziz-Nesin-Grundschule - Deutsch-Türkische-Europaschule - besteht im Januar 2006 zehn Jahre.
Sie ist aus einer Elterninitiative deutsch - türkischer Eltern hervorgegangen.
Aus anfänglich zwei Vorklassen mit 32 SchülerInnen deutscher und türkischer Mutter-sprache ist eine dreizügige Schule mit etwa 400 SchülerInnen entstanden, die im Schul-jahr 2007/08 ihre volle Stärke mit 18 Klassen erreicht haben wird.
3.2 Schulisches Umfeld
Für die Staatliche Europaschule Berlin sind die Schuleinzugsgebiete aufgehoben. 24 bis 26 Kinder pro Klasse gelten als Richtzahlen für die Klassenfrequenz.
Kinder aus allen Teilen Berlins können unsere Schule besuchen. Schwerpunktmäßig sind das Kinder aus Kreuzberg und Neukölln, aber es kommen auch Kinder aus Tiergar-ten, Schöneberg, Tempelhof, Mitte, Reinickendorf, Weißensee und Prenzlauer Berg in unsere Schule.
Sie lernen und leben in unserer Schule in den beiden Sprachen Deutsch und Türkisch, die von jeweils muttersprachlich deutschen und türkischen LehrerInnen und ErzieherIn-nen gesprochen und unterrichtet werden. Sach- und Fachunterricht (Geschichte, Erd-kunde und Naturwissenschaften) werden in türkischer, Mathematik in deutscher Sprache erteilt.
Nach der 6. Klasse wird die Deutsch-Türkische Europaschule als Europaschulzweig an unserer Nachbarschule, der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule weitergeführt.
Ziel der Deutsch-Türkischen Europaschule - wie in allen anderen Europaschulen - ist das zweisprachige Abitur.
3.3 Soziale Struktur/ Herkunft der Schülerinnen und Schüler
Die Schülerinnen und Schüler unserer Schule setzen sich aus unterschiedlichen Grup-pen zusammen. Galt in den ersten Jahren, dass die Schülerinnen und Schüler deutscher Muttersprache hauptsächlich aus Elternhäusern kamen, in denen beide Elterteile deutsch waren, so hat sich dieses in den letzten Jahren verändert. Zunehmend kommen Schülerinnen und Schüler, die bereits bilingual sind, d. h. ein Elternteil ist türkischer, ein Elternteil ist deutscher Herkunft. Auch gibt es inzwischen vor allem aus türkischstämmi-gen Familien der zweiten Generation Kinder, deren dominante Sprache Deutsch ist. Die-se werden in die Gruppe der Deutsch-Muttersprachler aufgenommen.
Gerade türkischstämmigen Familien, die ihren Lebensmittelpunkt in Berlin haben und zweisprachig und interkulturell leben wollen, bietet unsere Schule vielfältige Möglichkei-ten Sprache und Kultur aufeinander zu beziehen.
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Sie können sowohl ihren erworbenen deutschen als auch ihren türkischen Anteil weiter entwickeln und leben.
Kinder aus Familien, deren Elternteile beide deutsch sind, kommen vornehmlich aus Kreuzberg. Sie begründen ihre Schulwahl häufig damit, dass ihre Kinder die Möglichkeit erhalten sollen, sich bewusst mit der türkischstämmigen Umgebung auseinanderzuset-zen, die türkische Sprache zu lernen, zu sprechen und sich mit der Lebensweise türki-scher Menschen vertraut zu machen.
3.4 Personal an unserer Schule
An unserer Schule arbeiten zur Zeit 32 LehrerInnen und 21 ErzieherInnen. Die unter-schiedliche Herkunft spiegelt die gesellschaftliche Zusammensetzung in unserer Stadt wider. Von den LehrerInnen ist die Hälfte, von den ErzieherInnen 6 Kolleginnen türki-scher Herkunft. In unserer Schule ist die Integration der verschiedenen Gruppen Aufgabe und Programm.
Drei türkischstämmige Hausaufgabenhilfen betreuen als Honorarkräfte täglich nachmit-tags (außer freitags) 2 Stunden die SchülerInnen bei den Hausaufgaben. Zwei Honorar-kräfte leiten unseren Schulchor.
Das schulische Leben wird durch weiteres Personal bereichert: Honorarkräfte, Prakti-kanntInnen, Ehrenamtliche und Eltern.
Die in den letzten Jahren immer stärker zurückgegangene Ausstattung an Arbeitsstun-den für die Schulsekretärin, den Hausmeister und die Reinigungskräfte wirkt sich oft erschwerend auf die schulorganisatorische Arbeit aus. Eltern, pädagogisches Personal und Schulleitung fordern vom Schulamt eine Erhöhung der Arbeitszeit, vor allem für die Sekretärin, um die ständig wachsenden Aufgaben der Schulleitung im Rahmen des neu-en Konzeptes „autonome Schule“ zufriedenstellend bewältigen zu können.
Die zuletzt erfolgte Verkürzung der Anwesenheitspflicht des Hausmeisters erschwert die Elternarbeit, da nicht wie bisher Eltern häufig abends zusammen mit LehrerInnen und ErzieherInnen aktiv werden können.
Mit der Übertragung der Schulreinigung auf eine neue Reinigungsfirma wurde eine Rei-nigungskraft eingespart. Obwohl die Schulräume durch ständig stärker werdende Schü-lerInnenzahlen intensiver genutzt werden, ist die Anzahl der Arbeitsstunden der Reini-gungsfrauen zurückgegangen. Es wird immer schwieriger, in der Schule einen gepfleg-ten Reinigungszustand zu erhalten.
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3.5 Ausstattung der Schule
Die neu gegründete Deutsch-Türkische Europaschule wurde zuerst in einem leer ste-henden Schulgebäude am Fraenkelufer untergebracht.
Im Sommer 1999 zog sie an den Standort, Urbanstraße 15 um, da das Gebäude am Fraenkelufer zu klein geworden war. Vielen Eltern fiel es damals schwer, sich von dem alten Schulgebäude zu trennen. Dafür wurden Kinder, LehrerInnen und ErzieherInnen durch das renovierte, weitläufige Gebäude in der Urbanstraße entschädigt.
Durch den Umzug wurde es möglich, den Unterrichtsbereich im ersten Stock und den Ganztagsbereich im Erdgeschoss einzurichten. Das zweisprachige Unterrichtskonzept macht für jede Klasse Teilungsräume notwendig. Ein Flügel des Schulgebäudes wurde an die türkisch-deutschsprachige AWO-Kita vermietet. Positive Folge dieser räumlichen Nähe ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Kita und Schule. Seit einigen Jahren wer-den gemeinsame pädagogische Projekte durchgeführt, z.B. Vorlese-Nachmittage, Unter-richtsbesuche, Hospitationen…
Da nicht alle Schul- und Ganztagsmöbel durch das Schulamt bezahlt wurden, hat sich die Schule bemüht, aus dem Möbelbestand von Schulen, die vor allem im Ostteil der Stadt geschlossen wurden, brauchbare Möbel zu beschaffen.
Seit 1999 setzten wir alle Kräfte ein, um einen Computerraum einzurichten. Hier unter-stützten uns die Eltern stark durch Spenden von gebrauchten Computern. Inzwischen haben wir einen gut ausgestatteten Computerraum mit Flachbildschirmen in Klassen-stärke, Beamern und einem Laptop aus dem Cids-Programm. Unsere neue Website zum zehnjährigen Bestehen der Schule wurde von zwei Müttern gestaltet.
Auch bei der Einrichtung des Naturwissenschaftsraumes unterstützten uns die Eltern durch eine Spende von Experimentiertischen und Schränken.
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4 Bestandsanalyse der Qualität der schulischen, insbesondere der unterricht-lichen Prozesse
4.1 Stärken- Schwächen-Analyse
Zu Beginn der Arbeit am Schulprogramm bildete sich eine Steuergruppe aus zehn Mit-gliedern: 5 LehrerInnen, 3 ErzieherInnen und 2 Eltern. Auf der Grundlage einer Erhe-bung: „Was gelingt uns bisher in unserer Schule - Was möchte ich verbessern?“
erstellte das Kollegium eine Stärken- und Schwächen-Analyse unserer Schule. In einer Vollversammlung aller Eltern wurden die gleichen Fragen beantwortet.
Als Stärken wurden vom Kollegium und den Eltern beispielhaft hervorgehoben:
• Existenz unserer Schule mit deutsch-türkischen Profil
• Gleichwertigkeit des Deutschen und Türkischen an der Schule
• Interkultureller Austausch zwischen allen am Schulleben Beteiligten
• Engagierte Mitarbeit der Eltern
• Von Akzeptanz und Respekt bestimmtes Zusammenleben in der Schule
• Verzahnung von Unterrichts- und Ganztagsbereich
• Arbeit in den Klassenteams aus einer deutschen, einer türkischen Lehrkraft und einer ErzieherIn
• Projektarbeit zu verschiedenen Themen
• Alternative Lernmethoden in der Sprachentwicklung
• Kleine Lerngruppen im Sprachunterricht
Indem sich das Kollegium und die Eltern der Stärken der Schule bewusst wurden, formu-lierten sie gleichzeitig ihre Ansprüche an eine Weiterentwicklung.
Verbesserungswünsche für die Zukunft der Aziz-Nesin-Grundschule:
• Das Kind steht im Zentrum
• Gegenseitige Wertschätzung von SchülerInnen, PädagogInnen und Eltern
• Respekt vor der Vielfalt
• Einbeziehung vorhandener Ressourcen (von Eltern, Projekten im Stadtteil, KünstlerInnen ...)
• Verbesserung des Schulklimas durch intensivere Kommunikation aller Beteiligten
• Engere Zusammenarbeit in den Klassenteams
• Individualisierung der Lernprozesse entsprechend dem Leistungsvermögen der Kinder
• Weiterentwicklung des eigenverantwortlichen Arbeitens der Schülerinnen und Schüler
• Ausarbeiten differenzierter Förderkonzepte für Deutsch und Türkisch
• Zweisprachige Förderung im Ganztagsbereich
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4.2 Pädagogischer Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler
Die Erfolge der Schülerinnen und Schüler unserer Schule machen sich an zwei Faktoren fest:
• dem offenen, akzeptierenden, zweisprachigen und interkulturellen Schulklima
• der Anzahl der erfolgreichen Empfehlungen für den Übergang in die Oberschule
Schuldistanz und Wiederholen einer Klasse spielen an unserer Schule keine Rolle. Da die Eltern bewusst die Deutsch-Türkische Europaschule als Bildungsgang auswählen, unterstützen sie die Lernmotivation ihrer Kinder.
In den zehn Jahren des Bestehens der Aziz-Nesin-Grundschule haben nur zwei Schüle-rInnen eine Klassenstufe wiederholt, da in unserer Schule Konsens darüber besteht, dass das Wiederholen einer Klasse nur in Ausnahmefällen eine sinnvolle pädagogische Maßnahme sein kann.
Jedes Jahr erreichen 45% bis 50% aller SchülerInnen eine Gymnasial-, etwa 25% eine Realschul- und 25% eine Hauptschulempfehlung.
Die im Schulkonzept vorgesehene Fortführung der Deutsch-Türkischen Europaschule als Europaschulzweig in der Carl-von-Ossietzky-Oberschule, der zum deutsch-türkischen Abitur führt, wurde in den bisherigen Jahrgängen unterschiedlich besucht. Für jeden siebten Jahrgang wurde eine Klasse gebildet. Unsere ältesten SchülerInnen sind jetzt in der zehnten Klasse.
Einige deutschstämmige als auch türkischstämmige Kinder wählten darüber hinaus nach der sechsten Klasse einen anderen Bildungsweg.
4.3 Unterrichtsentwicklung
Grundlage für methodisch-didaktische Prinzipien bildet das Europaschulkonzept auf der Basis der Berliner Rahmenpläne:
• Mutter- und Partnersprachenunterricht in Teilungsgruppen
• Förderunterricht für die jeweilige Partnersprache
• Binnendifferenzierte Sprachförderung im Sach- und Fachunterricht in türkischer Sprache
• Förderangebote für den Deutschunterricht
• Vielfältiger Einsatz neuer Medien: Lernen mit Computer im Unterricht
• Ermöglichung eines handlungsorientierten Unterricht in Naturwissenschaften durch die Einrichtung eines naturwissenschaftlichen Fachraums
• Durchführung der zweisprachigen Sprachstandsmessung „Havas“ als diagnosti-sches Verfahren vor der Aufnahme ins erste Schuljahr
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• Entwickeln von gemeinsamen Kriterien für die Leistungsbeurteilung in den deutsch- und türkischsprachigen Fächern
• Arbeiten in besonderen Projekten zu gemeinsamen Themen in zwei Projektwo-chen
• Leistungsbeurteilung der SchülerInnen durch schriftliche Entwicklungsberichte bis zur vierten Klasse
4.4 Organisationsentwicklung
Die vielfältigen Ansprüche, die aus dem zweisprachigen und interkulturellen Schulkon-zept erwachsen, sind eine ständige Herausforderung an alle PädagogInnen. Sie können nur in einem ständigen Prozess von Diskussion und neu entwickelten Arbeitsformen er-füllt werden. Als wesentliche Voraussetzungen dafür praktizieren wir:
• Eine enge Arbeit in Klassenteams aus türkischen und deutschen Lehrkräften, die sich in der Unterrichtsplanung und in der Erarbeitung eigener Materialien gegen-seitig befruchten
• Die Verzahnung von Unterrichtsarbeit und sozialpädagogischer Arbeit der Erzie-herInnen
• Kooperation mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern, z.B.:
- das Lesestubenprojekt mit der Rudolf-Bosch-Stiftung,
- ein Kooperationsprojekt mit der Bücherei in der Adalbertstraße,
- ein Hörspielprojekt mit Radio Multi-Kulti
- Theaterprojekte mit dem Kulturhaus in der Schlesischen Straße 27
• Öffnung in Richtung Europa durch zwei Comeniusprojekte
• Soziale Gruppenarbeit mit Evin e.V.
• Konfliktlotsenausbildung als Wochenkurs
4.5 Personalentwicklung
Zur Steigerung der Qualität, zur Stärkung und Stabilisierung der vielfältigen Kräfte, die in unserer Schule wirksam sind, dienen folgende Aktionen und Maßnahmen:
• Pädagogische Schulentwicklung (PSE) als schulinternes Fortbildungskonzept, an dem mehr als zwei Drittel der LehrerInnen und ErzieherInnen teilnehmen
• Integration neuer Kolleginnen und Kollegen durch gezielte Weitergabe des erstell-ten Unterrichtsmaterials
• Ausschöpfen der MultiplikatorInnenfunktion von KollegInnen, die in pädagogi-schen Projekten des Senats für Bildung, Jugend und Sport mitarbeiten, z.B.:
- Entwicklung des Sprachlerntagebuch-Projekts
- BLK-Projekt - zweisprachige Sprachstandmessung deutsch-türkisch „Havas“
- Mitarbeit am Rahmenplan für den Sachunterricht
- Moderatorinnenarbeit für Europaschulen
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• Aufgabe als AusbildungslehrerInnen für LehramtsanwärterInnen schwerpunktmä-ßig mit türkischem Migrationshintergrund
• Fortbildungen im Bereich Mediation zur Ausbildung von Konfliktlotsen
4.6 Erziehung und Schulleben
In enger Zusammenarbeit von LehrerInnen, ErzieherInnen und Eltern gestalten wir ein lebendiges Schulleben. Höhepunkte sind darin:
• Unsere jährlich zweimal stattfindenden Schulfeste als Ausdruck des kulturellen Reichtums unserer Schule.
• Ausschöpfen der Ressourcen der Eltern
• Tage der Offenen Tür
• Gesamtelterabende in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Neue Erziehung (ANE) zu Erziehungsfragen, z.B.:
- Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung
- Kinder brauchen Grenzen – Eltern auch
- Sinnvoller Umgang mit neuen Medien
• Enge Zusammenarbeit mit den zweisprachigen Kitas „AWO-Kita“ und „VAK“
• Aktivitäten des Fördervereins für die Schule „Nasreddin Hoca“
• Zusammenarbeit mit dem türkischen Elternverein und mit dem TBB
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5 Arbeitsschwerpunkte
5.1 Zweisprachige Erziehung
In unserer Schule begegnen sich Kinder in zwei Sprachen. Ihre Muttersprachen sind gleichberechtigte Partnersprachen. Die Zwei- oder Mehrsprachigkeit wird als Ausdruck sprachlicher und kultureller Vielfalt von SchülerInnen, PädagogInnen und Eltern verstan-den.
Die beiden Sprachen Deutsch und Türkisch werden nicht nur vom ersten Schuljahr an als Sprachen gelernt, sondern sind gleichwertige Unterrichtssprachen.
Das Konzept der Europa-Schule basiert auf der Erkenntnis der Sprachforschung, die im Aufwachsen in zwei Sprachen prinzipiell eine sehr günstige Voraussetzung für die sprachliche und kognitive Entwicklung sieht und das frühe Alter nutzt, in dem Kinder sich leichter mehrere Sprachen aneignen.
Die Kinder türkischer Herkunft sind bereits zweisprachig, wenn sie in die Schule kom-men. Allerdings ist der Grad ihrer Zweisprachigkeit unterschiedlich. Das sprachliche Po-tential der Kinder kann nur voll entfaltet werden, wenn sie beide Sprachen als Schrift-sprachen lernen und als Unterrichtssprachen weiter ausbauen.
Kinder deutscher Muttersprache bringen Grundkenntnisse in der türkischen Sprache mit. Gemäß der Sprachkompetenz in der jeweiligen Muttersprache teilen sich die SchülerIn-nen in die Sprachgruppe Muttersprache Deutsch - Partnersprache Türkisch bzw. Mutter-sprache Türkisch- Partnersprache Deutsch auf. Beide Gruppen lernen zunächst Lesen und Schreiben in ihrer Muttersprache. Schon in der zweiten Hälfte des ersten Schuljah-res beginnt das Lesenlernen in der Partnersprache. Eine ganze Reihe von Kindern kann am Ende des ersten Schuljahres bereits in beiden Sprachen lesen.
Nach dem frühen Heranführen an eine andere Sprache bzw. der frühen Stärkung und Weiterentwicklung der Zweisprachigkeit der bilingualen oder mehrsprachigen Kinder ist es das Ziel, die Sprachkompetenz aller SchülerInnen in beiden Sprachen soweit heraus-zubilden, dass sie dem Fachunterricht in Türkisch und Deutsch folgen können.
Der Sprachunterricht ist eng mit dem Sach- und Fachunterricht verknüpft und greift The-men daraus auf. In enger Zusammenarbeit stellen die muttersprachlich türkischen und deutschen LehrerInnen Satzstrukturen und einen Wortschatz zusammen, der die sprach-liche Kommunikation in beiden Sprachen ermöglicht und die Arbeit mit Texten und die Textproduktion schrittweise ausbaut.
Als Grundsatz gilt, dass Sprachstrukturen den Kindern nach Möglichkeit kontrastiv ver-mittelt werden, um ein Sprachbewusstsein der Mutter- und Partnersprache herauszubil-den. Dabei findet keine Übersetzung statt. Vielmehr wird ein Sachverhalt von zwei unter-schiedlichen Sichtweisen her behandelt. Die SchülerInnen können sich in dieser Phase dem Stoff in der für sie dominanten Sprache nähern. Die jeweilige Unterrichtssprache wird dadurch nicht in Frage gestellt.
Dieser Prozess des Sprachenlernens verlangt von den deutschen und türkischen Lehre-rInnen eine offene und neugierige Haltung gegenüber der Lebenswelt der Kinder sowie enge Absprachen bezüglich der inhaltlichen und methodischen Gestaltung des Unter-richts.
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5.2 Interkulturelle Erziehung und Europäische Dimension
Die Begegnung von Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft, Sprache und Welt-anschauung wird an unserer Schule als eine Chance und Herausforderung betrachtet. In der Auseinandersetzung mit Weltbildern und Wertsystemen, Orientierungs- und Deu-tungsmustern erwerben die SchülerInnen wesentliche zukunftsrelevante Kompetenzen. Interkulturelle Kompetenz ist eine wichtige Schlüsselqualifikation, die zur privaten und beruflichen Lebensplanung beiträgt und hilft, die Lebenschancen der Schülerinnen und Schüler als zukünftige Erwachsene zu sichern. Kulturelle und sprachliche Vielfalt ist da-nach nicht nur als Thema für die Kinder mit Migrationshintergrund zu verstehen, sondern als wichtige Ressource zu begreifen, um daraus Bildungsangebote für alle Kinder zu entwickeln. Viele Sprachen auf durchaus unterschiedlichem Level zu beherrschen, mit Differenz adäquat umzugehen und sich in unterschiedlichen kulturellen Kontexten ange-messen verhalten zu können, sind Qualifikationen, die in der Zukunft erwartet werden. Auch wenn das Profil unserer Schule bilingual und bikulturell angelegt ist, besteht die Herausforderung darin, es interkulturell zu öffnen.
Schwerpunkt interkultureller Erziehung an unserer Schule ist das gegenseitige intensive Kennenlernen des anderen kulturellen Bezugssystems, das Wecken von Neugier und Verständnis für andere kulturelle Orientierungen und ein selbstverständlicher, von Ak-zeptanz und Respekt bestimmter Umgang mit sprachlicher und kultureller Heterogenität. Interkulturelle Erziehung findet nicht nur punktuell und in einzelnen Fächern statt oder reduziert sich auf die Folkloregruppe und das jährliche Schulfest, sondern ist ein Quer-schnittsthema und durchzieht den Schulalltag mit seinen Aktivitäten im Unterricht und im Freizeitbereich. Fächerverbindendes und fächerübergreifendes Arbeiten ermöglicht die Komplexität interkulturelle Bezüge sichtbar zu machen.
Insbesondere der Sachunterricht und die Sachfächer (Erdkunde, Politische Bildung, Ge-schichte) liefern vielfältige Möglichkeiten, um interkulturelle Bezüge herzustellen. Wenn z.B. im Sachunterricht das Themenfeld „Migration“ (Rahmenlehrplan Kl. 4) bearbeitet wird, dann geraten nicht nur die Migrationshintergründe der türkischstämmigen Kinder in den Blick, sondern auch die Migrationserfahrungen der deutschstämmigen und anderer eingewanderter Familien (z.B. Flucht nach dem 2. Weltkrieg, Umzüge innerhalb Deutsch-lands). Migration wird zum Thema für alle Kinder. Von diesen Erfahrungen ausgehend können Bezüge zum Deutsch-/ Türkischunterricht (z.B. Erstellen von Interviewleitfäden, Verfassen von Migrationsberichten, Lektüre von Migrantenliteratur) hergestellt und ästhe-tische Aspekte im Kunst- und Musikunterricht (z.B. Auseinandersetzung mit Bildern bzw. Liedern zum Thema Migration) bearbeitet werden.
Mit der „Europäischen Dimension“ wird die Perspektive und Akzentuierung interkulturel-ler Erziehung ausgedrückt. Jährlich sind zwei Projektwochen vorgesehen, um verstärkt interkulturelle Inhalte und Ideen aufnehmen und diese in den Erlebnis- und Erfahrungs-horizont der Kinder bringen zu können.
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5.3 Lebenskunde in der Aziz-Nesin-Grundschule
Seit 1998 gibt es das freiwillige Fach „Lebenskunde“ in der Aziz Nesin Grundschule, weil Eltern aus der Schulgründergeneration an den Humanistischen Verbands herantra-ten, um ihren Kindern eine kritische Auseinandersetzung mit moralischen und ethi-schen Fragen zu ermöglichen.
Selbstbestimmung, Verantwortung, Einfühlungsvermögen, Solidarität, Gerechtig-keit und Aufklärung, eigenständige Antworten zum Sinn des Lebens zu finden, bzw. die Fähigkeit zur kritischen Reflexion von grundsätzlichen Lebensfragen sind erklärte Ziele des humanistischen Lebenskundeunterrichts.
Dies entspricht den Ideen des Schulnamensgebers Aziz Nesin. Sein pädagogisches Grundprinzip war, Kinder zu selbstständigen, selbstbewussten, gebildeten und kritischen Bürgern zu befähigen. „Ich will, dass die Kinder meiner Stiftung mit kritischen Augen durch die Welt gehen, gegenüber Menschen, Traditionen, Tabus und Meinungen.“ (Aziz Nesin „Korkudan korkmak“ - Angst vor der Angst - Schriften zur Pädagogik 1988)
Die Fragestellungen im Unterricht ergeben sich aus dem Leben der SchülerInnen, in dem Verhalten und Einstellungen immer wieder altersgemäß reflektiert und bearbeitet werden, u.a. Gefühle bei sich selbst und anderen zulassen und sich derer bewusst wer-den. Das Ziel der Selbstbestimmung beinhaltet den Mut, zu sich selbst zu stehen, auch wenn Meinung und Verhalten anderer dem widersprechen. Dies erfordert Konfliktfähig-keit, aktive Toleranz wider Gleichgültigkeit. Dies wird im Lebenskundeunterricht in vielen Formen und Themen aufgegriffen.
Der Lebenskundeunterricht möchte, die Vielfalt von Lebensmöglichkeiten verschiedener Menschen und Kulturen als Bereicherung erlebbar machen. Dies setzt die Möglichkeit zu einer differenzierten Wahrnehmung (einer Mehrperspektivität) voraus, z.B. dass es kei-ne einheitliche deutsche oder türkische Kultur gibt.
In der Praxis bedeutet dies ein
• Lernen mit allen Sinnen (spielerische, kreative und handlungsorientierte Ausei-nandersetzungen, Entspannungs- und Konzentrationsübungen)
• Produktorientiertes Lernen (nach Möglichkeit Prozesse und Ergebnisse in künstle-rischeren Darstellungen verarbeiten und veröffentlichen)
Lebenskunde will Kindern Lust machen, Fragen und Neugier zu den vielen „Wie? Wa-rum? und Wozu?“ des Lebens zu entwickeln und nach Antworten zu suchen. Dies bein-haltet auch, die Fähigkeit herauszubilden, offene Fragen und Widersprüche auszuhalten.
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5.4 Türkischsprachiger Schwerpunkt im Sach- und Fachunterricht
Sach- und Fachunterricht nehmen eine zentrale Stellung im Unterricht der Grundschule ein. Die Kinder lernen hier für sie bedeutsame Inhalte kennen, durch die sie sich die Welt erschließen können.
Dieser Unterricht wird an unserer Schule in Türkisch erteilt. Das bedeutet für SchülerIn-nen und LehrerInnen eine besondere Herausforderung, da Kinder mit ganz unterschied-lichem Sprachniveau in der Klasse gemeinsam unterrichtet werden.
Für die Kinder türkischer Herkunft bietet der Sach- und Fachunterricht in der Mutterspra-che Türkisch einen besonderen Vorteil gegenüber dem monolingualen deutschen Unter-richt in der Regelschule. Viele dieser Kinder haben die Anfänge ihrer Begriffsnetze in der türkischen Sprache entwickelt. Ihr Prozess der Bildung von Alltagsbegriffen hat mit Wör-tern aus der nicht-deutschen Sprache begonnen. Die Kinder kommen also bereits mit Begriffen oder Begriffsanteilen, die sie in der Muttersprache Türkisch gebildet haben, in die 1. Klasse (vorher natürlich schon in die Kita). Um an ihre Erfahrungen anknüpfen zu können, müssen die Kinder die Möglichkeit haben, sich auf diese in ihrer Muttersprache zu besinnen.
Im Sachunterricht in türkischer Sprache werden die bereits gebildeten Begriffe aufge-nommen, ausgebaut und differenziert. Dadurch werden die intellektuellen Fähigkeiten der Kinder erheblich stärker gefördert und weiterentwickelt als das im einsprachigen deutschen Unterricht der Fall ist.
Aus mangelnder Kenntnis der Muttersprache der Kinder erkennen deutsche LehrerInnen häufig nicht, welche Vorkenntnisse die Kinder in ihrer Muttersprache schon mitbringen. So blenden die Kinder einen erheblichen Teil ihrer Erfahrungswelt aus. Der Prozess der Bildung von Alltagsbegriffen muss in deutscher Sprache von vorne beginnen. Das be-deutet, dass die geistige Entwicklung der SchülerInnen anderer Muttersprachen durch den Unterricht nur in deutscher Sprache häufig abgeschnitten bzw. erschwert wird. Hierin liegt eine institutionalisierte Benachteiligung von Kindern anderer Muttersprachen.
Sach- und Fachunterricht ist eng mit dem Sprachunterricht verknüpft. Eine bewuss-te Verzahnung der Inhalte der Sachfächer mit den Sprachfächern ist deshalb notwendig. Um dies zu erreichen, planen die muttersprachlich deutschen und türkischen LehrerIn-nen ihren Unterricht weitgehend gemeinsam. Besonders effektiv ist eine Planung in Jahrgangsteams.
Grundlage und Orientierung für die inhaltliche Arbeit sind die Berliner Rahmenpläne. Für den Unterricht mussten und müssen die türkischsprachigen Lehrkräfte Materialien in tür-kischer Sprache erarbeiten. Sie konnten - vor allem in den ersten Jahren unseres zehn-jährigen Bestehens - nicht auf Bücher aus der Türkei zurückgreifen, da diese weder kon-zeptionell noch sprachlich passten. Dies war und ist ein enormer zeitlicher Aufwand, bot und bietet aber gleichzeitig die Möglichkeit sich auf den Sprach- und Sachwissensstand der Klasse einzustellen und sich mit den muttersprachlichen deutschen LehrerInnen ab-zusprechen.
Inzwischen können in Ausschnitten auch Sach- und Fachbücher aus der Türkei benutzt werden, da die inhaltliche und didaktische Ausgestaltung der Bücher zum Teil derjenigen in Berliner Schulen benutzten deutschen Bücher entspricht.
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Auch haben die muttersprachlichen Lehrkräfte eine umfangreiche Unterrichtsmaterial-sammlung erstellt, die immer wieder ergänzt und verbessert wird. Davon profitieren ge-rade auch neue KollegInnen.
Für den türkischsprachigen Sach- und Fachunterricht gelten an unserer Schule insbe-sondere folgende Grundsätze:
• Enge Verknüpfung von Sach-/Fach- und Sprachen- Lernen
• Handlungsorientierung ist im Sach- und Fachunterricht in türkischer Sprache be-sonders notwendig um den SchülerInnen mit unterschiedlichem Sprachniveau ei-ne aktive Mitarbeit zu ermöglichen
• Für den Naturwissenschaftlichen Unterricht in den Klassen 5/6 steht ein eigener Fachraum zur Durchführung von Versuchen (die Einrichtung ist weitgehend von den Eltern gespendet) zur Verfügung
• Außerschulische Lernorte werden häufig genutzt. Berlin bietet eine große Vielfalt an Freilandlabors, Museen, Naturwissenschaftlichen Institutionen…
• Gerade die Einbeziehung außerschulischer Lernorte stellt die Verbindung von „schulischem Wissen“ und „realer Welt“ her. Unsere Schule sieht es als eine wich-tige Aufgabe an, die Kinder, die auf Grund ihrer häuslichen Situation nicht die Möglichkeit haben z. B. Museen oder den Botanische Garten und andere Einrich-tungen zu besuchen, an diese „Lernorte“ heranzuführen.
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5.5 Europaschule als gebundene Ganztagsschule
Zusammenarbeit unterrichtlicher und außerunterrichtlicher Bereiche
Die Aziz-Nesin-Grundschule ist eine gebundene Ganztagsgrundschule.
Unser Ziel ist, es die Zusammenarbeit zwischen LehrerInnen und ErzieherInnen zum festen Bestandteil des Schulalltages unserer SchülerInnen zu entwickeln.
Die Verzahnung von schulpädagogischen und sozialpädagogischen Inhalten, die sich ergänzen und aufeinander beziehen, erfordert die Bereitschaft und ein Höchstmaß an Offenheit aller an diesem Prozess beteiligten PädagogInnen.
Die Schulleitung schafft die erforderlichen stundenplantechnischen Voraussetzungen für eine derartige Kooperation und stellt auf dieser Grundlage Zeit für die entsprechenden Kooperationsabsprachen zur Verfügung. Die Förderung dezentraler Teamstrukturen ist ein wichtiger Bestandteil der Weiterentwicklung von Kooperationsmodellen.
Um den individuellen Lernprozess der Kinder im Rahmen eines rhythmisierten (Wechsel der Lehr- und Lernformen, sowie von Anspannungs- und Entspannungsphasen) Schul-tages zu verbessern, ist ein ausführlicher und fortlaufender Diskussionsprozess im Kol-legium über folgende Innovationen zu führen:
• Öffnung des Unterrichts (methodisch-organisatorisch, didaktisch-inhaltlich, päda-gogisch-politisch) z.B. durch Projektarbeit, Wochenplan in Zusammenarbeit mit den ErzieherInnen.
• Veränderung der Gestaltung der Räume (Leseecke, Schreibecke, Materialien zum Experimentieren, Ablagekörbe, Arbeits-und Spielteppiche, Materialien zum basa-len Lernen, etc.)
• Veränderung des Tagesablaufs (gleitender Beginn, Rituale, Unterrichtsblöcke, Ruhephasen, Frühstück) in Zusammenarbeit mit den ErzieherInnen.
• Bildung heterogener Lerngruppen (Aufhebung des strikt jahrgangsbezogenen Un-terrichts);
• Veränderung der Rolle von LehrerInnen (stärkere Binnendifferenzierung, Einbe-zug sozialpädagogischer Elemente, Zusammenarbeit in Jahrgangs-und Klassen-teams);
• Veränderung der Rolle der ErzieherInnen (stärkerer Einbezug in die Unterrichts-gestaltung und Planung, ganzheitlichen Bildungs- und Erziehungsbegriff verinner-lichen).
In vielen Klassenteams liegen bereits positive Erfahrungen einer ausgeprägten Zu-sammenarbeit vor. In den Projektwochen wurde deutlich, welch unterschiedliche Ta-lente auf ein Ziel bezogen gebündelt werden können.
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Der ganzheitliche Begriff des Lernens und Lebens lässt es nicht zu, den Tag in Abschnit-te von Arbeitszeit und Freizeit zu teilen. Entspannungs- und Anspannungszeiten wech-seln einander ab. Weitere Veränderungen in der Gestaltung des Tagesablaufes sind er-forderlich.
Eine Grundvoraussetzung einer Weiterentwicklung in diesem Bereich ist die Beibehal-tung einer entsprechenden Personalausstattung im ErzieherInnen-Bereich. Eine qualita-tiv anspruchsvolle Verzahnung und Rhythmisierung (keine Lückenfüllertätigkeit in wech-selnden Klassen) ist nur mit dem/der für eine Klasse verantwortlichen KlassenerzieherIn möglich.
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5.6 Zusammenarbeit und Schulklima
Schule als Lern- und Lebensraum braucht ein gesundes und lernanregendes Schulklima. Unbedingte Voraussetzungen dafür sind ein respektvolles Miteinander und die Einhal-tung gemeinsam beschlossener Schulregeln.
Ein gutes soziales Klima basiert auf demokratischer Mitbestimmung und bedeutet für alle die Wahrnehmung der Mitverantwortung und Mitsprache in schulischen Belangen.
An unserer Schule sollen sich alle wohl fühlen und die Möglichkeit haben, ihre speziellen Begabungen und Fähigkeiten in die Gestaltung mit einzubringen. Dies erfordert Offen-heit, Interesse und gegenseitige Wertschätzung.
Wir haben erkannt, dass Kooperation dann am fruchtbarsten ist, wenn alle achtsam und aufgeschlossen miteinander umgehen. Unser Ziel ist es daher, den Vorstellungen und Handlungen des jeweiligen Gegenübers respektvoll und mit Achtung zu begegnen und im Falle von Konflikten in einen sachlichen und konstruktiven Austausch zu treten. Es hat sich gezeigt, dass sich ein solches Schulklima unterstützend auf sämtliche unterrichtli-chen und außerunterrichtlichen Bereiche des Schullebens auswirkt.
In der Konsequenz bedeutet dies, dass wir den wertschätzenden Umgang untereinander fest als schulspezifische Tradition entwickeln bzw. stetig fördern wollen. Diese Tradition soll sich auf allen unterschiedlichen Ebenen des an unserer Schule wirksamen Miteinan-ders herausbilden:
Als oberste Zielsetzungen für alle Ebenen gelten uns dabei die:
• Entwicklung und Förderung einer wertschätzenden und vertrauensbilden-den Gesprächskultur
• Entwicklung und Einhaltung gemeinsam getroffener Absprachen: „Wegwei-ser der Aziz-Nesin-Grundschule“
Das Prinzip Wertschätzung drückt sich auf unterschiedlichen Ebenen in folgenden Aktivi-täten und Haltungen aus:
Zusammenarbeit zwischen Kollegium und SchülerInnen
• Achten kindlicher Individualität
• Ganzheitliches Stützen, Stärken und Ausbilden des Selbstwertes und der Selbst-findung des Kindes
• Schülerzentrierte Unterrichtsgestaltung
• Konfliktbewältigung: Konfliktlotsen, Mediatoren, Projektwoche Soziales Handeln
• Thematisieren und Aufbrechen von Ausgrenzung
• Kritisches Überprüfen des eigenen Rollenverständnisses als LehrerIn und als Er-zieherIn
• Berücksichtigung von Leistungsvielfalt
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Umgang untereinander im gesamten Kollegium
• Berücksichtigung einer ausgewogenen Aufgabenverteilung
• Wahrnehmung von Mitverantwortung und Mitsprache im Schulalltag
• Berücksichtigung der türkischen Sprache als Kommunikationsmittel
Zusammenarbeit der deutschen und türkischen KollegInnen
• Erkennen, Besprechen und Achten kulturell bedingter Denk- und Handlungsmus-ter
• Gemeinsame inhaltliche Unterrichtsvorbereitung
• Materialaustausch
• Berücksichtigung der türkischen Sprache als Kommunikationsmittel
Miteinander innerhalb der einzelnen LehrerInnen- und ErzieherInnenteams
• Umsetzung des Verzahnungsprinzips von Unterricht und Ganztagsbereich
• Kritisches Überprüfen des eigenen Rollenverständnisses als LehrerIn und als Er-zieherIn
Umgang der SchülerInnen untereinander
• Aufbrechen aller Formen von Ausgrenzung
• Konfliktbewältigung: Konfliktlotsen, Projektwoche Soziales Handeln
• SchülerInnenpatenschaften
Kooperation von Kollegium und Eltern
• Mitwirkung der Eltern im Schulalltag: Gremien, Elternbörse, Elterncafé, Elternbuf-fet
• Regelmäßiger Austausch über Erziehungsvorstellungen (Elternhaus/ Schule)
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5.7 Erweiterung der Lesekompetenz
Zur Erweiterung der Lesekompetenz der Kinder vor allem in den ersten drei Jahren ent-wickelten LehrerInnen und ErzieherInnen mehrere Projekte:
• Projekt „Lesezauber“
Um die Lesefreude der Kinder zu wecken und auszubauen, begleiteten LehrerIn-nen, ErzieherInnen und Eltern die Kinder mehrerer Klassen häufig in die Stadtbib-liothek Kreuzberg. Durch verschiedene Aktivitäten wie Büchervorstellungen, Vor-lesen, Spielenachmittage mit Brett- und Würfelspielen oder das gemeinschaftiche Hören von Hörspielen konnten die Kinder auf diese Weise zunehmend ihre Lese-kompetenz ausbilden.
• Projekt „Lesenacht“
Mit Unterstützung der BibliothekarInnen wurde in unserer Schule eine Lesenacht durchgeführt. Sie stand unter dem Motto „Geister und Gespenster“. Die Kinder kamen ausgestattet mit Schlafsack und einer Schlafunterlage in Gespensterhemd und mit Kürbisköpfen verkleidet in die Schule. Die Kinder lasen sich gegenseitig Vampir- und Gespenstergeschichten vor und blieben bis zum nächsten Morgen in der Schule. Zum Abschluss der Lesenacht gab es ein gemeinsames Frühstück mit den Eltern.
• Kooperationsprojekt zwischen unserer Schule und der AWO-Kita (Arbeiter-wohlfahrt)
SchülerInnen unserer Schule, vornehmlich der zweiten und dritten Klassen, luden „die Kleinen“ in die Schule ein und lasen ihnen vor. Dieses Vorleseprojekt dient zugleich dem Kennenlernen des zukünftigen schulischen Umfeldes.
• Lese- und Schreibwettbewerbe
Viele Klassen beteiligen sich an den Schreibwettbewerben der Stiftung „Lesen“ und engagieren sich in Bildungskampagnen, die auf schulische Aktivitäten aus-strahlen: Gestaltung der Schaufenster der Stadtbücherei Kreuzberg
• Aktion mit Unicef zum Thema Kinderarbeit
Im Internet recherchierte eine Klasse zum Thema Kinderarbeit und schrieb Protestbriefe. Als eigene Aktion der Klasse schrieben die Kinder Protestbriefe an die Firma adidas, die in Pakistan Fußbälle von Kindern nähen lässt. Auf Wandzeitungen in der Schule informierten sie die Schulöffentlichkeit und riefen zu einer Spendenaktion zugunsten des Kinderhilfswerks Unicef auf.
Eine Delegation des Weltkindertages, der zu diesem Zeitpunkt in Berlin stattfand, besuchte mit zwei jugendlichen Vertretern unsere Schule und diskutierte mit unse-ren SchülerInnen.
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• Zeitungsprojekt mit Berliner Tageszeitungen
Mehrere vierte bis sechste Klassen lasen täglich über einen längeren Zeitraum die Tageszeitung und lernten, für sie interessante Informationen zu entnehmen und darüber zu berichten. Sie stellten eine eigene SchülerInnenzeitung her und schrieben Artikel für die Kinderseiten der Tageszeitungen.
• Postkartenaktion „Tsunami“
Betroffen von dem großen Unglück der Menschen durch die Tsunami-Katastrophe entwarfen alle Kinder unserer Schule im Lebenskundeunterricht eigene Postkar-ten, die sie auf Kreuzberger Straßen verkauften, um den Erlös zu spenden. Die Spenden kamen dem Wiederaufbau von Schulen zugute.
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5.8 Förderkonzepte
In der Europa-Schule hat jede Klasse zwei Stunden Förderunterricht, der dazu dienen soll, Mängel in der jeweiligen PartnerInnensprache aufzuarbeiten. Um den Förderunter-richt zu optimieren, bildete sich im Rahmen der Entwicklung des Schulprogramms eine Arbeitsgruppe „Förderkonzepte“, die in einer Befragung ermitteln, welche Verbesserun-gen die LehrerInnen für notwendig halten.
Die AdressatInnen- Gruppen für den Förderunterricht sind durch die Zusammensetzung der SchülerInnen mit den Muttersprachen Deutsch und Türkisch sehr unterschiedlich. Von SeiteneinsteigerInnen aus der Türkei ohne Deutschkenntnisse und Kindern mit Deutsch als Muttersprache mit Grundkenntnissen in Türkisch bis zu voll zweisprachigen SchülerInnen ist alles vertreten. Für den Förderunterricht steht nur ein begrenztes Stun-denvolumen zur Verfügung.
Folgende Grundsätze für ein zweisprachiges Förderkonzept wurden entwickelt:
Grundsätzliche des Förderkonzeptes:
1. Der Förderunterricht hat einen wichtigen Stellenwert an unserer Schule und ist in den Stundenplan als fester Bestandteil integriert. Dabei werden alle Klassen gleichermaßen berücksichtigt.
2. Wichtigste Aufgabe und Ziel des Förderunterrichts ist es, die Lücken der Schüler und Schülerinnen in den beiden PartnerInnensprachen zu schließen und deren Fähigkeiten und Fertigkeiten individuell zu auszubauen.
3. Der Förderunterricht dient unter anderem dazu Wortschatz und Satzstrukturen des Fachunterrichts in beiden Sprachen zu erweitern und zu vertiefen.
4. Leistungsstarke Kinder werden im Förderunterrichtsangebot berücksichtigt.
Zur Organisation des Förderunterrichts
• Förderunterricht beschränkt sich nicht allein auf die Förderung als Ergänzung zum Sprachunterricht. Naturwissenschaftliche Fächer und Mathematik werden bei der Planung der Förderstunden mit einbezogen.
• Förderunterricht wird durch die FachlehrerInnen erteilt. Werden die Förderstun-den durch andere LehrerInnen erteilt, so erfolgt eine regelmäßige Absprache zwischen den LehrerInnen über die Vorgehensweise und den Leistungsstand der SchülerInnen im Förderunterricht.
• Eine erfolgreiche Förderung erfolgt in Kleingruppen von etwa 4 bis 5 SchülerIn-nen.
• SeiteneinsteigerInnen, die dem Fachunterricht nicht folgen können, können paral-lel zum Regelunterricht mit gleichen Inhalten, individuell gefördert werden.
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• Nachmittägliche Förderung in Form von Arbeitsgemeinschaft kann den Förde-unterricht ergänzen Dies gilt auch für die Förderung von leistungsstarken Kindern.
• Ein Koordinationsteam für den Förderunterricht entwickelt das Förderkonzept weiter und macht der Gesamtkonferenz Vorschläge zur Planung von Förderstun-den in Jahrgangsstufen oder auch jahrgangsübergreifend.
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5.9 Projekte
Arbeiten in Projekten befördert zweisprachige und interkulturelle Erziehung. Wir erleben dies beispielhaft in den zwei Projektwochen, die in der Europa-Schule regelmäßig jedes Jahr stattfinden. Deutsche und türkische LehrerInnen und ErzieherInnen bereiten die Projektwochen in enger Zusammenarbeit vor und gestalten sie gemeinsam mit den SchülerInnen und - wenn gewünscht - unter Mitarbeit der Eltern und außerschulischer Projekte. Durch die Aufhebung des Stundenplans ist ein offenes Arbeiten aller möglich. Es wird ein reger Austausch praktiziert. Alle Beteiligten profitieren in dieser Zeit beson-ders von den sprachlichen und kulturellen Möglichkeiten, die unsere Schule bietet. Die Ergebnisse der Projektwochen werden in Ausstellungen im Haus oder in einem Schulfest präsentiert. Besondere Höhepunkte, an die sich alle gern erinnern, waren die Projektwo-chen zu den Themen: Wüste, Weltall, Olympische Spiele, Soziales Handeln und das Umweltthema Müll.
Feste
Der interkulturelle Charakter unserer Schule wird besonders deutlich, wenn wir Feste feiern, seien dies jahreszeitliche - wie - unser Sommerfest oder solche aus religiösem Anlass - wie die islamischen Feiertage Zuckerfest/ Fastenbrechen (Şeker Bayramı), Op-ferfest (Kurban Bayramı) oder die christlichen Ostern und Weihnachten und unser Kinderfest am 23. April (23. Nisan). Im Unterricht werden die Hintergründe der Festtage erabeitet, damit Kinder verschiedener religiöser oder weltschanschaulicher Einstellung verstehen, was gefeiert wird. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Akzeptanz des anderen.
Besonders bei den Festen bringen sich die Eltern ein. Sie bereiten sie mit vor, stiften jedes Mal köstliche Buffets und kommen zahlreich und mit guter Stimmung. Jedes Mal wird getanzt.
Der Förderverein veranstaltet seit ein paar Jahren einen Schulball in dem neben der Schule gelegenen Nachbarschaftsheim.
Aziz Nesins Geburtstag wird gefeiert und zur Unterstützung der Waisenhaus-Stiftung in Catalca in der Nähe von Istanbul veranstalten wir fast jedes Jahr einen Basar, an dem sich die Eltern rege beteiligen.
Kinder aller Europa- Grundschulen kommen einmal im Mai in jedem Jahr aus Anlass des Europa-Tages zusammen ins FEZ in der Wuhlheide und zeigen beim “Grand Prix de la Petite Chanson” ihre musikalischen und tänzerischen Fähigkeiten in einem reichen und bunten Programm.
Die jährlichen Fußball “Europa- Meisterschaften” im Juni bilden einen weiteren Höhe-punkt im Austausch mit den anderen Europaschulen. Die Mannschaften der Aziz-Nesin-Grundschule bringen jedes Mal einen oder sogar mehrere Pokale mit nach Hause.
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5.10 Eltern an der Aziz-Nesin-Grundschule
Unsere Schule ist der Lern- und Lebensort für unsere Kinder über viele Stunden am Tag und über viele Jahre. Das bedeutet, wir Eltern geben unsere Kinder für diesen Zeitraum in die Hand von Pädagogen und Pädagoginnen. Das Loslassen der eigenen Kinder kann von Ängsten begleitet sein, deshalb gehören zu einem guten Gelingen des Schulalltages eine vertrauensvolle Atmosphäre, gegenseitige Wertschätzung und die Bereitschaft aller, mit Kritik konstruktiv umzugehen.
Unsere Kinder benötigen eine gute, lebendige Schule. Hier sollen Kenntnisse und Kom-petenzen vermittelt werden, die sie brauchen, um sich am gesellschaftlichen und kulturellen Leben erfolgreich zu beteiligen. Eine gute und lebendige Schule stellt ihre Schülerinnen und Schüler mit ihren vielfältigen Fähigkeiten in den Mittelpunkt.
Wir Eltern unterstützen, dass unsere Schule nicht nur leistungsorientiert handelt, sondern auch Werte vermittelt und soziale Kompetenzen fördert. Dazu gehört, dass die Erzie-hungsvorstellungen von Schule und Elternhaus immer wieder neu diskutiert werden müssen. Das Zusammenleben und -arbeiten gelingt am besten, wenn die Regeln dafür gemeinsam erarbeitet werden. Denn die Vision einer guten Schule muss von allen Betei-ligten gewünscht, getragen und schließlich umgesetzt werden.
Wir Eltern nutzen die verschiedenen Gremien und Foren zum Austausch mit dem päda-gogischen Personal und tragen mit unseren Kompetenzen und Ressourcen aktiv zur Weiterentwicklung unserer Schule bei. Dieser regelmäßige Austausch zwischen Lehren-den, Lernenden und Eltern, sorgt für mehr Transparenz und Akzeptanz der Lern- und Leistungsbedingungen an unserer Schule.
Die Qualität unserer Schule hängt wesentlich davon ab, in wie weit alle Beteiligten (Leh-rerInnen, ErzieherInnen, SchülerInnen und Eltern) in die Gestaltung des Schulalltags einbezogen werden. Wir wünschen uns, dass Schüler und Eltern regelmäßig befragt werden, wie zufrieden sie mit ihrer Schule sind, damit aus den Ergebnissen Ziele und Maßnahmen abgeleitet werden können, um die Qualität unserer Schule stetig zu ver-bessern.
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5.11 Internationale Schulpartnerschaften
Comenius Projekt
Unsere Schule pflegte im Rahmen eines Comenius Projekts Kontakte zu Partnerschulen in England, Norwegen und Irland. Durch diesen Austausch erweiterte sich der Blick un-serer Schule auf Europa in Richtung Westen. SchülerInnen der 5. und 6. Klassen arbei-teten zu dem Thema „Vom lokalen Markt zum europäischen Markt treffen wir auf die Spuren der Wikinger“ die geschichtliche Entwicklung von Migration auf. Die Wikinger als Händler erschlossen sich neue Märkte, gründeten Siedlungen und veränderten durch ihre Migration bestehende Gesellschaften so wie die Migration heutzutage Verände-rungen nach sich zieht.
Die Kinder zeigten während ihrer Arbeit am Projekt Gemeinsamkeiten zwischen Damals und Heute sowie Übereinstimmungen zwischen den europäischen Partnerländern auf. Der Blick wurde auch auf die eigene Familiengeschichte gelenkt, so dass gesellschaft-liche und ganz persönliche Veränderungen für die SchülerInnen enger zusammen-rückten und konkret erfahrbar wurden.
Durch die Briefpartnerschaften lernten sie andere Lebensweisen kennen und konnten ihre Sprachkenntnisse in Englisch erproben und erweitern. Praktisch angewandtes Sprachlernen erfolgte in unterschiedlich methodischem Vorgehen und Einbeziehen neu-er Medien. Für einige SchülerInnen bot sich die Möglichkeit, in direkten Kontakt mit der norwegischen Partnerschule zu kommen, da sie als Vertreter unserer Schule unsere Ar-beitsergebnisse dort repräsentierten und in Gastfamilien untergebracht waren.
Ein neues Comenius Projekt startete unsere Schule jetzt mit einer Partnerschule in der Türkei und Litauen.
Klassenfahrten in die Türkei
Seit fünf Jahren machen ein bis zwei fünfte oder sechste Klassen jedes Jahr eine Klas-senreise in die Türkei in Begleitung ihrer deutschen und türkischen LehrerInnen. Die Fahrten werden unterstützt von der Stiftung “Umverteilen“. Eine Woche verbringen die Kinder in einem Dorf in der Umgebung von Izmir und anderen Gegenden der Türkei auf Einladung verschiedener Schulen. Jedes Kind wohnt während dieser Zeit einzeln bei einer Familie. Für die muttersprachlich deutschen Kinder ist dies die Gelegenheit zu er-fahren, wie weit ihre Sprachkenntnisse im Türkischen entwickelt sind. Häufig stellen die SchülerInnen überrascht fest, dass sie sich viel besser verständigen können, als sie er-wartet haben. Unsere Kinder besuchen zusammen mit den Kindern der Gastfamilien den Unterricht und lernen das dörfliche Leben und die Umgebung kennen.
Die zweite Woche hält sich die Klasse in der Ferien- und Seminaranlage Afacan der Stiftung „Umverteilen“ nördlich von Izmir am Meer gelegen auf.
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Ziel ist auch hier mit Kindern aus der Umgebung in Kontakt zu kommen und die Sprach-kenntnisse zu vertiefen.
Die Klasse aus der Türkei kommt zu einem Gegenbesuch in unsere Schule. Die Kinder wohnen dann bei den Familien unserer SchülerInnen.
Die positiven Auswirkungen der Klassenfahrten sind über lange Zeit spürbar. Die Motiva-tion, die türkische Sprache weiter zu lernen wird eindeutig gestärkt und das Interesse an dem Land und der Geschichte der Türkei wächst. Auf das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Klasse wirkt sich die gemeinsame Erfahrung vertiefend aus.
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5.12 Schule als Ausbildungsort
Die Aziz-Nesin-Grundschule ist die einzige Deutsch-Türkische Europaschule in Berlin. Mit unseren zweisprachigen und interkulturellen Konzept sind wir zu einem Anziehungs-punkt für viele StudentInnen pädagogischer und anderer Berufe und für SchülerInnen, die in der neunten Klasse ihr Betriebspraktikum machen, geworden.
Innerhalb der Schul- und Berufsausbildung junger Menschen bietet unsere Schule einen Ort der praktischen Vertiefung des theoretisch Erlernten und der beruflichen Orientierung und Qualifikation gerade für diejenigen, die sich mit Fragen von Schul- und Unterrichts-modellen für MigrantInnenkinder auseinandersetzen.
Die offene und ermutigende Atmosphäre unserer Schule hat sich inzwischen herum-gesprochen.
So sehen wir es als unsere Aufgabe an, Plätze für Praktika und Hospitationen für sehr verschiedene Personen und Gruppen, die sich aus Berlin, aus unterschiedlichen Gegen-den Deutschlands und dem Ausland an uns wenden, zur Verfügung zu stellen. Bereitwil-lig öffnen die KollegInnen ihre Klassen- und Gruppenraumtüren:
LehrerInnen:
• Orientierungspraktikum (Hospitation im Unterricht im Rahmen des Studiums)
• Unterrichtspraktikum im jeweiligen Fach (Angeleitete Durchführung von Unterricht im Rahmen des Studiums)
• Referendariat (zweijährige Unterrichtspraxis zur Berufsanerkennung)
ErzieherInnen:
• Beobachtungspraktikum (einwöchiges Praktikum im Rahmen konkreter Unter-richtsprojekte in der Ausbildung)
• Fachpraktisches Ausbildungspraktikum/ Blockpraktikum (dreimonatiges Praktikum im Rahmen der Ausbildung)
SchülerInnen:
• Betriebspraktikum (zweiwöchiges Praktikum innerhalb des 9. Schuljahres zur Be-rufsorientierung)
Innerhalb der beruflichen Qualifikationsmaßnahmen wurden für konkrete Projekte im so-zialen Bereich Praktika durchgeführt (z.B. „MigrantInnen in die Arbeitswelt“, „Fit für den ersten Arbeitsmarkt“, „Männer in so genannten Frauenberufen“, „Filmprojekt der Babels-berger Schule für Medien“, etc.). Seite 29 von 35
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Einer Vielzahl von BesucherInnen aus unterschiedlichen Berufen und Herkunftsländern haben wir unsere Schule gezeigt. Sie hospitierten im Unterricht oder im Ganztagsbereich und führten Diskussionen mit LehrerInnen und ErzieherInnen u.a. im Rahmen von Fort-bildungen, Bildungsreisen, Seminaren, Projekttagen, Ausbildungs- und Studenten-gruppen.
Wir verstehen unsere Schule als „offenes Haus“, das die Impulse der Außenwelt mit gro-ßem Interesse aufnimmt und in das schulische Leben integriert.
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5.13 Öffentlichkeitsarbeit
Seit der Gründung der Aziz-Nesin-Grundschule durch eine engagierte Gruppe deutscher und türkischer Eltern vor mehr als zehn Jahren steht unsere Schule im Interesse der Öf-fentlichkeit.
Im Europaschulkonzept war die Sprachkombination Deutsch/Türkisch nicht vorgesehen. Die GründerInneneltern, deren Kinder die zweisprachigen VAK- und AWO-Kitas in Kreuzberg besucht hatten und die die deutsch-türkische Zweisprachigkeit und Inter-kulturalität als Bereicherung für sich und ihre Kinder erlebt hatten, brauchten zur Durch-setzung ihrer Forderung nach einer Deutsch-Türkischen Europaschule nicht nur die Un-terstützung gleich gesinnter PolitikerInnen, sondern mussten dies auch öffentlich ma-chen.
Gerade in den ersten Jahren berichteten deutsche und türkische Zeitungen, Radio- und Fernsehsender positiv über den erfolgreichen Aufbau unserer Schule.
Ereignisse wie die Namensgebung und die Fortsetzung des Europaschul-Zweiges an der Oberschule mit der Orientierung auf das zweisprachige deutsch-türkische Abitur waren vom regen Medieninteresse begleitet.
Auch besondere Besucher wie der damalige Bundespräsident Johannes Rau oder Schulsenator Böger lenkten das Interesse der Öffentlichkeit auf unsere Schule.
Nachhaltiges Interesse findet die Aziz-Nesin-Grundschule bei einer Öffentlichkeit, die sich vor allem für die inhaltliche Arbeit unserer Schule interessiert.
Wie bereits im Punkt „Schule als Ausbildungsort“ beschrieben, ist die konkrete päda-gogische Arbeit für viele wichtig, die unsere Schule als Europaschule mit besonderer Prägung für Kinder mit Migrationshintergrund verstehen. Das erfolgreiche Fördern und Ausbauen der Muttersprache Türkisch und das Erlernen von Türkisch als Partnersprache für deutschstämmige Kinder erleben die vielfältigen BesucherInnen jedes Mal mit gro-ßem Erstaunen und überzeugtem Anerkennen.
In vielen Examensarbeiten und Publikationen wird das zweisprachige und interkulturelle Konzept und die Erfahrungen der Deutsch-Türkischen Europaschule zum Thema ge-macht. Dadurch geschieht „Öffentlichkeitsarbeit“ auf einer anderen Ebene und mit einer nachhaltigeren Wirkung.
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6 Personalentwicklung/ Fortbildung
In den vergangenen zehn Jahren entstand an unserer Schule ein völlig neues Kollegium. Zu erfahrenen deutschen und türkischen LehrerInnen, ErzieherInnen und Vorklassen-leiterInnen kamen immer neue KollegInnen hinzu, alle auf eigenen Wunsch. Es gab das gemeinsame Ziel, als Kollegium zusammenzuwachsen. Voraussetzung dafür war die Akzeptanz der/ des Anderen. Junge deutsche und türkische LehrerInnen konnten einge-stellt werden, darunter auch zwei, die ihre Zeit als Lehramtsanwärterinnen an unserer Schule erfolgreich abgeschlossen hatten.
Um eine gute Qualität von Unterricht und Erziehung zu erreichen, ist eine konstruktive Zusammenarbeit zunächst der deutschen und türkischen LehrerInnen und der ErzieherIn in einer Klasse, dann aber auch auf der Jahrgangsstufe notwendig. Nur die konkrete gemeinsame Unterrichtsvorbereitung bringt den erwünschten pädagogischen Effekt, Un-terrichtsinhalte und Erziehungsziele und -stile sinnvoll aufeinander abzustimmen und die SchülerInnen weiterzubringen. Das ist auf einer Seite zeitaufwendig und manchmal schwierig, weil unterschiedliche Auffassungen thematisiert werden müssen. Auf der an-deren Seite führt es LehrerInnen und ErzieherInnen zusammen.
Studientage, Vorbereitungen von Projekttagen und Festen und - in den letzen anderthalb Jahren - die Arbeit am Schulprogramm machten es möglich, in kleinen Gruppen offen und auch kritisch mit einander zu diskutieren. In den vor einigen Jahren eingerichteten Konzeptions- und Schulmodellgruppen wurden grundsätzliche Fragen zur Weiterent-wicklung unserer Schule und konkrete Erfolge und Schwierigkeiten in der alltäglichen Arbeit thematisiert. Die Mitglieder dieser Gruppen erarbeiteten Vorschläge für neue Vo-rhaben und stellten sie der Gesamtkonferenz vor.
Personalentwicklung hieß in den ersten Jahren des Bestehens unserer Schule :
- die neuen LehrerInnen und ErzieherInnen arbeiten sich in die Anforderungen unseres deutsch-türkischen Schulkonzeptes ein
- durch gut vorbereitete Fachkonferenzen und regen Austausch von Materialien geschieht kollegiumsinterne Fortbildung
- Fortbildungsveranstaltungen außerhalb der Schule werden zur Stärkung indi-viduelle Fähigkeiten wahrgenommen
Vor zwei Jahren entschloss sich ein Großteil des Kollegiums zur Teilnahme an der Fort-bildung „Pädagogische Schulentwicklung“ (PSE). Grundlage für die Entscheidung war die Einsicht, dass durch qualifizierte Anleitung von außen und durch die in dem Projekt angelegte Zusammenarbeit in den Jahrgangsstufen oder jahrgangsübergreifend genau die Fähigkeiten weiterentwickelt werden, die zur Verbesserung der pädagogischen Quali-tät unserer Deutsch-Türkischen Europa-Schule entscheidend sind.
In der Evaluationsphase, die auf die Erstellung dieses Schulprogramms folgt, werden alle an der Schule Beteiligten überprüfen, ob die Ziele, die sich die Schule gesetzt hat, auch erreicht werden.
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7 Ausblick
7.1 Schulanfangsphase
Ab dem Schuljahr 2006/07 beginnen wir an unserer Schule die Schulanfangsphase mit drei ersten Schuljahren. Ein Team von drei muttersprachlich deutschen und drei mutter-sprachlich türkischen Lehrerinnen hat sich gefunden und bereitet sich durch Hospitation und Fortbildungen auf die neue Arbeit vor. Drei Erzieherinnen werden das Team ergän-zen. Drei Lehrerinnen und eine Erzieherin der kommenden ersten Schuljahre haben den zweisprachigen deutsch-türkischen Sprachstandstest „Havas“ durchgeführt und stellen auf dieser Grundlage - und den Anforderungen des Konzeptes der Europaschule nach gleichgroßen Gruppen deutscher und türkischer Muttersprache in den jeweiligen ersten Klassen - die Klassen zusammen.
In der Schule führen wir eine rege Diskussion darüber, ob die Schulanfangsphase zwei oder drei Schuljahre umfassen soll. Die Entscheidung soll im kommenden Schuljahr vor Beginn der Aufnahme von Kindern für die neuen ersten Klassen getroffen werden. Die Besonderheit liegt in unserer Schule als Europaschule darin, dass die Klassen im Sprachunterricht nach den jeweiligen Muttersprachen aufgeteilt sind. Dieses Essential des Konzepts muss auf jeden Fall berücksichtiget werden. Wie das im zweiten und drit-ten Jahr der Schulanfangsphase organisiert wird, gehört zu einer der Herausforderungen in den nächsten Jahren.
7.2 Aufnahme der Schülerinnen und Schüler in die erste Klasse
Durch den Wegfall der Vorklasse entsteht gerade für die Europaschulen eine neue Situa-tion. Bisher konnten sich Kinder deutscher Muttersprache, deren Eltern beide deutsch waren, während der einjährigen Vorklassenzeit auf das zweisprachige Lernen vorberei-ten. Das ist nun nicht mehr der Fall.
Unsere Schule ist noch stärker als bisher auf die enge Zusammenarbeit mit den beste-henden zweisprachigen Kitas in Kreuzberg, der AWO-Kita und dem VAK angewiesen. Die AWO-Kita befindet sich in unserem Schulgebäude. Es gibt bereits bisher eine gute Zusammenarbeit. Diese soll in Zukunft noch stärker institutionalisiert werden. Beispiels-weise wird der kommende „Tag der Offenen Tür“ gemeinsam durchgeführt. Die schon laufenden Leseprojekte und die bereits bestehende Möglichkeit für die Eltern der AWO-Kinder im Unterricht zu hospitieren werden erweitert. Das Gleiche ist auch mit dem VAK verabredet.
Auf längere Sicht gesehen müsste der Kreis der zweisprachigen Kitas erweitert werden, wenn unsere Schule weiterhin einen größeren Anteil deutscher Kinder mit Grund-kenntnissen in türkischer Sprache haben soll. Es müsste zunächst mindestens eine wei-tere Kita gewonnen werden, die bereit ist, ein zweisprachig deutsch-türkisches Konzept einzuführen.
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7.3 Weiterführung der deutsch-türkischen Europaschule an der Oberschule
Die Weiterführung der Europaschule an einer Gesamtschule ist im Konzept deshalb vor-gesehen, damit alle SchülerInnen der sechsten Klassen unabhängig von ihrer Empfeh-lung die Zweisprachigkeit weiterführen können. Vor vier Jahren hatten sich unsere Schu-le und die Carl-von-Ossietzky-Oberschule für die Weiterführung entschieden.
Noch stellt sich in jedem Jahr die Frage neu, ob eine ausreichend große 7. Klasse für die Weiterführung an der Carl-von-Ossietzky-Oberschule zustande kommt. Diese Situation wird sich wahrscheinlich ändern, wenn die Dreizügigkeit an unserer Schule bis zur sechsten Klasse hochgewachsen ist. Dennoch bleibt das Grundproblem bestehen, dass viele Eltern gerade für leistungsstarke SchülerInnen den Besuch eines Gymnasiums vor-ziehen. Damit ist für diese Kinder die Zweisprachigkeit in Deutsch und Türkisch beendet.
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Impressum
Aziz - Nesin - Grundschule
Deutsch - Türkische - Europa - Schule
Urbanstr.15
10961 Berlin
Tel: 030 - 902983731
Fax: 030 - 902983735
Internet: www.aziz-nesin-g.cidsnet.de
e-mail: info@aziz-nesin-g.cidsnet.de
Schulleiterin: Frau Christel Kottmann- Mentz